Gottesdienst Predigt 20.05.2018

Predigt zu Apostelgeschichte 2, 1 – 18 – Pastor Henning Hinrichs

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde,

Und der Friede Gottes, der größer ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde,
ich bin nun seit fast zehn Jahren in dieser Gemeinde, seit 50 Jahren gibt es diese Gemeinde auch erst, wir feiern in diesem Jahr Jubiläum. Und immer, wenn ich mit meinem Leben an solchen Jubiläen hängen bleibe, merke ich, wie ganz automatisch eine innere Rückschau in mir beginnt. Für die Kirchengemeinde Reppenstedt haben wir das zum Nachlesen mit einem kleinen Sonderheft des Gemeindebriefes versucht, während des Jubiläums wird es eine Ausstellung geben.
Als ich vor knapp zwei Jahren 50 Jahre geworden bin, war das auch so: ich habe alte Foto angeschaut mit meinen damals noch jungen Eltern, wie sie stolz mit mir im Kinderwagen durch Neumünster geschuckelt sind, morgens im Bett mit mir herumgealbert haben. Mein erster dokumentierter Kindergeburtstag: ich im Cowboykostüm mit der Knarre in der Hand und ungeheuer grimmig schauend. Andere Stationen meines Lebens.
Manche aus meinem Freundeskreis wollten ihren 50ten am liebsten ignorieren, vergessen, totschweigen, ich auch, weil solch ein Tag nicht nur zum Erinnern einlädt, sondern einem auch zeigt: Mensch, bin ich alt geworden. Und dann ist man unweigerlich bei den Körperteilen, die nicht mehr so wollen, mein linkes Knie, das immer anschwillt nach der Meniskusoperation, ich hab Rücken, und schon versinkt man in einer immer deprimierender werdenden Defizitrechnung. Es ist nicht nur schön, Jubiläum zu feiern.
Ich habe dann doch meinen 50ten gefeiert, sogar groß mit einem Gartenfest, meine mittlerweile alten Eltern haben ihre Goldene Hochzeit gefeiert, obwohl sie wegen Krankheit lange davon Abstand nehmen wollten. Und es war die richtige Entscheidung. Ignorieren war noch nie der richtige Weg, auch bei Jubiläen nicht.
In der Pfingstgeschichte in der Bibel bin ich in diesem Jahr besonders an einem Wort hängen geblieben: an dem Wort „Alle“. Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Vermutlich kamen sie mit unterschiedlichsten Gefühlen. Die einen hingen noch an den schrecklichen Ereignissen fest, an den Erinnerungsbildern der Kreuzigung Jesu, die anderen hatten ihn wiedergesehen, auferstanden, aber jetzt war er wieder weg, aufgestiegen in den Himmel, und der Alltag hatte sie wieder, ja, seine Auferstehung war schon grandios, aber sie hatten ja hier ein Leben zu bestehen.
Die Jünger kommen zusammen, alle, und allein das hat schon eine Kraft. Wer schon einmal in einer Mannschaft um den Sieg gekämpft hat, in einer Musikgruppe erlebt hat, wie viele Stimmen zu einem Klang werden, der versteht das vielleicht, was an Mehrwert da ist, wenn Menschen eine Einheit bilden.
Wenn die schrecklichen Bilder geteilt werden können und weniger schwer werden, wenn immer wieder jemand da ist, der die Auferstehung in Erinnerung ruft, an das erinnert, was wieder Mut macht. Schon dann passieren Wunder, etwa dass Frankfurt gegen den übermächtigen Bayern das Pokalfinale gewinnt. Wer hätte das gedacht!
Gestern war aber nicht nur Pokalfinale, gestern war auch die Trauung von Harry und Meghan. In seiner Predigt hat Bischof Curry eine Vision entwickelt, was unsere Welt wäre, wenn alle innerlich und von Herzen zusammenkommen, eine Einheit bilden würden. Die Welt wäre ein andere, wenn wir alle zusammenkommen würden.
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.
Das Zusammenkommen von Menschen ist nicht an sich gut. Man kann auch nur über Krankheiten reden, in Streit geraten, sich die Köpfe einschlagen. Es wird dann gut, wenn etwas Größeres diese Einheit ermöglicht.
In der Predigt von Bischof Curry war es die Liebe. Die Liebe, die den anderen so annimmt und schätzt, wie er oder sie eben ist. So wie es Gott mit jedem und jeder tut. Würden wir alle dem folgen, sähe diese Welt anders aus.
Pfingsten ist es auch Gott, der diese Einheit stiftet. Gott als Heiliger Geist. Und wieder taucht das Wort „Alle“ auf. Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist. Und die Welt sieht in diesem Pfingstmoment tatsächlich anders aus. Alle, wo sie auch herkommen, was sie auch fühlen, sie alle werden in ihrer Sprache angesprochen, sie können verstehen und werden verstanden. Eine verständnisvolle Welt.
Nur schade, dass man den Heiligen Geist nicht festhalten kann, so wie man etwa die Bibel in die Hand nehmen kann. Er passiert in einem Moment und im nächsten kann es schon wieder vorbei sein. Menschen, in den Gott wirkt, können da nicht beweisen, und erzählen sie davon, wo ihnen Gott begegnet ist, ist die Reaktion der Zuhörer oftmals nicht anders als eben damals: Sie sind voll von süßem Wein.
Gottes Geist kann man nicht sehen, also gibt es den eigentlich? Liebe Gemeinde, man kann ihn aber doch sehen.
Denn da wo wir zusammenkommen, manchmal reichen auch zwei oder drei, wo wir lieben können, da machen wir Gottes Geist in seiner Liebe und Lebendigkeit sichtbar auch für andere. Und da, wo wir gut miteinander umgehen können, obwohl alles dagegenspricht, auch da, wo aus einer zufälligen Begegnung überraschend etwas Wunderbares entsteht, und ich mich vielleicht selbst wundern, wie das jetzt möglich war, da macht sich Gott in uns und für uns sichtbar.
Pfingsten müssen nicht immer Flammenzungen herabsteigen, aber von Liebe und Verständnis erfüllte Menschen, das wäre ja auch schon mal Pfingsten.
Ich bin froh, meinen 50ten doch gefeiert zu haben. Sicher, ich bin älter geworden, sicher, das Knie, der Rücken, aber ich habe einen wunderbar liebevollen Abend erlebt, in Gesprächen und Umarmungen erleben dürfen, was ich Menschen bedeute, gefühlt, was sie mir bedeuten. Ja, das war ein erfüllter Moment.
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist.
Nennen wir es Liebe, Heiliger Geist, ich glaube, dass Gott hier immer und immer wieder wirkt. Und das ist ein Grund, täglich zu feiern.
Und der Friede…