Gottesdienst Predigt 21.01.2018

Predigt zu 2. Mose 34,29 - 35   -   Pastor Henning Hinrichs

 

 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde,
Anfang des Jahres war ich im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt. Im dritten Stock gibt es einen Bereich, in dem vier Leinwände nebeneinander stehen. Sie dienen dazu, Szenen miteinander zu vergleichen, etwa wie unterschiedlich, aber auch wie ähnlich z.B. Gefühle im Film dargestellt werden. Oder wie Farben eingesetzt werden. Grün etwa ist immer das Fremde, das Gewalttätige: Shrek, Hulk, Gamora, Die Maske – Figuren, die Ihr als Konfirmanden wahrscheinlich alle kennt.
Einer dieser Filmvergleiche galt der biblischen Person Mose. Ganz links der Zeichentrickfilm „Der Prinz von Ägypten“ aus dem Jahr 1998, daneben der Stummfilm „Die zehn Gebote“ von Cecil B. DeMille aus dem Jahr 1923, daneben dann vom selben Regisseur seine Verfilmung aus dem Jahr 1956, das ist die berühmte mit Charlton Heston, na, Sie wissen, Rauschebart, ausgebreitete Arme und das Meer teilt sich - und ganz rechts der Film „Exodus“ von 2014 mit Christian Bale, den man sonst eher als Batman kennt.
Interessant, wie unterschiedlich Mose dargestellt wird. Mal als singender, junger Zeichentrickmose, mal als greiser alter Mann mit großer Stummfilmgeste, dann immer noch bärtig und grauhaarig, aber doch jetzt jünger und im wehenden roten Mantel und schließlich als knackiger Kämpfer mit Schwert und Rüstung.
Viermal Mose. In der Forschung ist sehr umstritten, ob es Mose als Person wie in der Bibel dargestellt überhaupt gegeben hat, oder ob in der biblischen Figur des Mose nicht vielmehr verschiedene Überlieferungen, verschiedene Anführer, verschiedene Erlebnisse des hebräischen Volkes zusammen gefügt wurden zu dieser einen uns bekannten Geschichte.
Das ist die historische Frage: Wer war Mose? Und da haben auch die Filme ja ganz unterschiedliche Ansätze. Sympathischer Jüngling, alter Mann, mal behäbig, mal großartig, ein Kriegsfürst? Wer war Mose?
Aber als ich diese Predigt geschrieben habe, habe ich doch recht schnell gemerkt, dass mich dieser historische Ansatz schon interessiert, als Theologen, aber was könnte der Gehalt für eine Predigt sein, wie hat das etwas mit meinem Leben zu tun, was mache ich heute Nachmittag, morgen, übermorgen anders oder intensiver, was gibt mir mehr Hoffnung nach diesem Gottesdienst, was an der Frage hängt: Wer war Mose?
Vielleicht ist doch der Blick von den Leinwänden zurück auf die biblische Geschichte, wie sie da steht, der richtige Ansatz. Da steht:
Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte. Als aber Aaron und ganz Israel sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. Da rief sie Mose und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen. Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.
Als Mose vom Berg Sinai herunterkam mit den Steintafeln, auf denen die Zehn Gebote standen, gab es zwei bemerkenswerte Kennzeichen an ihm. Zunächst einmal lag ein Glanz auf seinem Gesicht. Er hatte mit Gott geredet, von ihm empfangen, und anscheinend eben nicht nur Gottes Worte, die er mündlich weitergeben konnte, und die quasi als Zusammenfassung eben auf den Steintafeln standen. Auch körperlich, sichtbar für alle hatte er etwas mitbekommen. Er glänzte nach dieser Geschichte.
Mose war in der Gegenwart Gottes gewesen, der Glanz auf seinem Gesicht war sozusagen ein verliehener Abglanz. Nach dem Gespräch mit Gott trug Mose noch etwas von dem Strahlen und Schimmern der Herrlichkeit an sich.
Wenn Menschen einen Film sehen, der sie berührt, dann sieht man auf ihrem Gesicht diese Gefühle, die der Film in ihnen hervorruft. Man sieht einen Film nicht so, neutral, sondern man lächelt mit, man schaut besorgt, weint mit. Das Erlebte macht etwas mit uns. Manchen Menschen kann man regelrecht im Gesicht ablesen, was sie schon alles erlebt haben. Die Furchen ebenso wie den Glanz.
Gott zu begegnen, macht etwas mit mir.
Das zweite Kennzeichen war, dass Moses selbst nicht wusste, dass sein Gesicht so leuchtete. Er war sich ganz und gar nicht dieses besonderen Aussehens bewusst, das er in der Gegenwart Gottes angenommen hatte.
Vielleicht ist das ja das Besondere, das typisch Göttliche an diesem Glanz, dieser Auszeichnung, dass Moses selbst überhaupt nichts davon merkte, sich nichts darauf einbildete, dass er da etwas besonderes an sich haben könnte.
Gott zu begegnen, macht etwas mit mir. Ich merke das, wenn ich mir Zeit nehme, Zeit, etwa, einen Bibelvers, der mir untergekommen ist, zu meditieren, oder dazu einfach zu beten, nicht immer wortreich, sondern auch ganz stumm etwa hier am Lichterbaum. Oder wenn ich mir mal wieder bewusst mache, wie vielfältig und schön die Welt, diese Schöpfung doch immer nich ist.
Vielleicht passiert in diesen Momenten ja etwas mit mir, vielleicht ist es sogar sichtbar, ich kann das ja gar nicht selbst sagen, weil ich mich ja beim Meditieren, Beten, Bewusstwerden nicht selbst sehe. Wenn ich das könnte, mit einem Spiegel, dann würde ich nicht mehr wirklich beten, meditieren, Nachdenken über die Welt, sondern nur über mich.
Aber ich beobachte manchmal Menschen, die das tun, und sie haben manchmal diesen Glanz, als wenn ihnen wirklich etwas verliehen worden wäre.
Es kann sich tatsächlich auch in unserem Gesicht ausdrücken, denn es gibt ja eine enge Verbindung zwischen dem, was wir fühlen und denken, und unserem Körper.
In der Bibel nennet man das Verklärung. Gottes Gegenwart zeigt sich in einem Menschen, er bekommt einen besonderen Glanz, das ist bei Mose so, in der Verklärung Jesu im Evangelium ist das auch so.
Aber das Schönste einer solchen Verklärung ist, dass man selbst nichts davon weiß. Andere werden das merken. Aber man selbst weiß nichts davon, bildet sich nichts darauf ein, für einen selbst ist alles so wie vorher. Man merkt es nicht.
In Zeiten, wo einem mächtige Männer immer wieder sagen, sie selbst seien geradezu ein Genie, oder sie seien die am wenigsten rassistischen Menschen und so weiter, kann man an solchen Äußerungen ablesen, wie wenig Glanz und Genie und Harmonie sie doch haben.
Wenn mir Gott begegnet ist, er mich berührt hat, ist das vor meinen eigenen Augen verborgen. Vermutlich hat Sie Gott auch schon berührt. Vielleicht haben Sie auch schon mal, einfach so, einen besonderen Glanz ausgestrahlt, und dann einfach so, etwas Schönes getan, für andere vielleicht, und es war für Sie völlig normal, für andere aber besonders. Wie kommt das?
Vielleicht liegt es daran, dass es eben ein verliehener Glanz ist, ein Geschenk. Und Geschenke machen nicht überheblich und stolz, sondern bringen Freude und machen dankbar. Mose will denn auch gar nicht vom Glanz profitieren,. Als er es erfährt, ist ihm das unangenehm, weil es die anderen so erschreckt. Er verdeckt den Glanz, wenn er mit ihnen zusammen ist.
Er weiß einfach, dass er weiter ein Mensch ist, der auch seine Fehler hat, der weiterhin kein besonders guter Redner ist, wenn er nicht gerade Gottes Wort weiter gibt, der andere Menschen braucht, um diese Mammutaufgabe zu bewältigen. Er weiß ganz genau, dass es ein verliehener Glanz ist. Und hätte man es ihm nicht gesagt, er hätte es nicht gemerkt.
So ist es ein Segen, dass diejenigen, die mit dem Herrn auf dem Berg gewesen sind und noch den verliehenen Abglanz mit sich tragen, gar nichts davon wissen, dass die "Haut ihres Gesichtes" so strahlt.
In der Bibel werden nur zwei Personen dieses überirdisch glänzende Gesichte verliehen: Mose und Jesus. Da heißt es von Jesus: „Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne“ (Matth. 17,2).
Das ist kein Zufall, dass Gott gerade diesen beiden Personen solchen überirdischen Glanz gab. Sie werden nebeneinander gestellt, damit Christen die Bedeutung, den Heilsplan mit Jesus Christus erkennen: Mose und Jesus, Berg Sinai und Berg der Verklärung, Furcht der Israeliten und Furcht der Jünger, Steintafeln mit Gottes Wort und ein Mensch als Fleisch gewordenes Wort Gottes. Seht her, hier spricht Gott zu euch. Hört zu. Schließt euch an. Begegnet Gott.
Wahrscheinlich werden Sie es selbst gar nicht merken, wenn Ihnen oder Euch Gott begegnet ist, etwas eingegeben hat, besonderen Glanz verliehen hat, andere merken es. Es lässt sich von den beiden strahlenden Gesichtern ablesen, es lässt sich von Ihren und Euren Gesichtern ablesen, wenn Sie sich von Gottes Wort leiten lässt. Oder Ihr.
Und der Friede Gottes, der größer ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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