Gottesdienst Predigt 2. Konfirmation 2019

Predigt zur Apostelgeschichte 16,25-34     Diakonin Maren Fedtke

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Sohn Jesus Christus. Amen.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern, liebe Gäste, liebe Gemeinde.

Am 26. August 2017 hat alles begonnen, damals haben wir euch Konfis in Böhmsholz begrüßt. Heute blicken wir zurück auf mehr als 1,5 Jahre Konfi-Zeit. Eine Zeit, in der ihr einiges erlebt habt: Seminartage, unterschiedliche Gottesdienste, Crossover und auch den Unterricht in der Mittwochsgruppe. Wenn ich mir eure Gruppe so anschaue, stelle ich immer wieder fest, dass dort sehr, sehr verschiedene Menschen sitzen. Und als ich noch einmal auf die Umfrage geschaut habe, die ich mit euch in der letzten Unterrichtsstunde gemacht habe, hat sich das auch wieder bestätigt.

Eure Antworten könnten kaum unterschiedlicher ausfallen.

Für manche von euch war die Konfi-Freizeit das Highlight, andere sehen das ganz anders. Einige geben an, dass sie Gottesdienste wirklich spannend und interessant fanden, andere urteilen: langweilig…

Einige von euch waren sehr aktiv, durch euren Einsatz beim Krippenspiel und eure zahlreichen Crossover-Besuche hattet ihr eure Unterschriften schnell beisammen und seid dann trotzdem noch gekommen, weil ihr einfach Spaß daran hattet. Doch es gab auch Leute in der Gruppe, die Mühe genügend Unterschriften zu sammeln. Wenn so unterschiedliche Menschen eine Gruppe bilden, ist das nicht immer einfach. Da kommt es vor, dass sich manche nicht so viel zu sagen haben oder auch ab und zu voneinander genervt sind.

Doch genau das ist Kirche! In ihrer Verschiedenheit spiegelt eure Gruppe das, was wir Kirche nennen, wider. Kirche ist kein Einheitsbrei, da gibt es viele verschiedene Menschen. Jeder und jede ist willkommen! Der Glaube an Gott schafft etwas Verbindendes zwischen Menschen, die eigentlich ganz unterschiedlich sind. Schauen wir nur mal auf die Teamer, die heute in der ersten Reihe sitzen…

Wenn ihr heute auf eure Konfi-Zeit zurückblickt: erinnert ihr euch da an Momente, die euch berührt haben, wo auf einmal eine Verbindung zu anderen Menschen entstanden ist? Fallen euch Momente oder Situationen ein, die euch im Glauben weitergebracht haben? Oder anders gefragt: wo und wann auf diesem Weg ist bei euch Glaube entstanden?

Eine Frage die uns alle angeht! Überlegt doch einmal und überlegen Sie: wo, –  wann und wie bin ich zum Glauben gekommen?

Vielleicht hat der Glaube in der Familie eine wichtige Rolle gespielt. Da gab es jemanden, der mit mir gebetet hat, vor dem Einschlafen oder es gab manchmal ein Tischgebet. Eltern, Großeltern oder Paten bedeutet der Glaube etwas – das hat sich irgendwie übertragen. Vielleicht hat mich auch eine Andacht, eine Predigt oder ein besonderer Gottesdienst, so angesprochen, dass Glaube entstehen konnte. Oder ich erinnere mich an einen eindrücklichen Moment auf einer Freizeit, eine persönliche Segnung oder eine besondere Gemeinschaft. Bestimmte Personen können eine große Rolle gespielt haben -  eine Art Glaubensvorbilder -  aus unserem Umfeld: Verwandte, Freunde oder Teamer oder auch bekannte Persönlichkeiten.

Vielleicht gab es auch eine schwierige Zeit in meinem Leben, in der ich spüren konnte, dass Gott für mich da war, dass er mich getragen hat. Oder bin ich gerade ganz unsicher und weiß gar nicht, ob ich mich als „gläubig“ ansehen kann. Eine Sehnsucht danach habe ich schon, aber ich habe auch Zweifel. Auch das gehört dazu! Wie gehe ich dann eigentlich mit meinen Zweifeln um?

In der Apostelgeschichte wird uns berichtet, wie Paulus und Silas schwierige Zeiten überstehen, wie ihnen gerade der Glaube dabei hilft, und wie ein Gefängnisaufseher den Gauben für sich entdeckt. Die Glaubensgeschichte vom Gefängnisaufseher, die Glaubensgeschichten von Paulus und Silas sind nicht unsere Geschichten, aber vielleicht können wir uns stellenweise darin wiederfinden. Wir gehen gedanklich etwa 2000 Jahre zurück.

Paulus, der Apostel und Silas, der Missionar sind unterwegs. Ihre zweite große Reise führt sie nach Europa. Auch hier wollen sie Gemeinden gründen, die gute Nachricht von Gottes Liebe unter die Menschen bringen, von Jesus erzählen. Sie gehen auf die Marktplätze, sprechen die Menschen an. Sie erzählen davon, wie Gott ihr Leben verändert hat und so mancher ist beeindruckt von der Kraft ihrer Worte und ihrer Ausstrahlung. Andere sind verärgert und es kommt zu einer Anklage wegen Unruhestiftens unter der Bevölkerung. Paulus und Silas werden gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen. Der Gefängnisaufseher hat den Befehl, sie gut zu verwahren und sperrt sie in den hintersten Teil des Gefängnisses. Sogar ihre Füße werden gefesselt. Ein Entkommen ist nicht möglich, sie sitzen fest, wie im Hochsicherheitstrakt. Ungewöhnlich, was nun geschieht – ich lese aus der Apostelgeschichte 16:

25 Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas; sie priesen Gott mit Lobliedern, und die Mitgefangenen hörten ihnen zu.

26 Plötzlich bebte die Erde so heftig, dass das Gebäude bis in seine Grundmauern erschüttert wurde. Im selben Augenblick sprangen sämtliche Türen auf, und die Ketten aller Gefangenen fielen zu Boden.

27 Der Aufseher fuhr aus dem Schlaf hoch, und als er die Türen des Gefängnisses offen stehen sah, zog er sein Schwert und wollte sich töten, denn er dachte, die Gefangenen seien geflohen.

28 Doch Paulus rief, so laut er konnte: »Tu dir nichts an! Wir sind alle noch hier!«

29 Da ließ der Aufseher Fackeln bringen, stürzte in das Gefängnis und warf sich zitternd vor Paulus und Silas zu Boden.

30 Während er sie dann nach draußen führte, fragte er sie: »Ihr Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?«

31 Sie antworteten: »Glaube an Jesus, den Herrn, und du wirst gerettet werden, du und alle, die in deinem Haus leben!«

32 Und sie verkündeten ihm und allen, die bei ihm im Haus wohnten, die Botschaft des Herrn.

33 Der Gefängnisaufseher kümmerte sich noch in derselben Stunde, mitten in der Nacht, um Paulus und Silas und wusch ihnen das Blut von den Striemen ab. Dann ließen sich er und alle, die zu ihm gehörten, ohne zu zögern taufen.

34 Anschließend führte er die beiden in sein Haus hinauf und ließ eine Mahlzeit für sie zubereiten. Er war überglücklich, dass er mit seinem ganzen Haus zum Glauben an Gott gefunden hatte.

Paulus und Silas sitzen im Gefängnis, sie wurden verprügelt, ihre Wunden schmerzen; sie sind gefesselt; und was aus ihnen wird, ist völlig unklar. Doch auch wenn sie vielleicht gerade zweifeln, wissen sie in ihrem tiefsten inneren doch, dass sie sich auf Gott verlassen können. Viele an ihrer Stelle würden den Mut verlieren, doch Paulus und Silas haben absolutes Vertrauen. Die Dunkelheit, die Enge, das Gefängnis, Angst und Not haben nicht das letzte Wort. Allen Widrigkeiten zum Trotz loben sie Gott, sie singen und machen die Erfahrung, dass Gott im Moment der tiefsten Verzweiflung da ist. Der Glaube bewirkt Befreiung. Glaube kann Berge versetzen und Gefängnismauern sprengen.

Der Glaube weitet aber auch den Blick, obwohl die Gefangenen nun frei sind, fliehen sie nicht. Sie haben Mitgefühl mit dem Gefängnisaufseher, mit dem sie doch eigentlich nichts verbindet. Paulus und Silas und der Gefängnisaufseher, verschiedener können Menschen nicht sein. Doch Paulus und Silas  denken an das Schicksal, das den Aufseher erwartet, wenn alle Gefangenen weg sind und bleiben da.

Nachdem der Aufseher entdeckt, dass die Gefangenen noch da sind, denkt er zunächst vermutlich, dass sie eine Revolte starten wollen. Frei von ihren Fesseln können sie sich rächen, sie sind eindeutig in der Überzahl. „Was kann ich tun?“ fragt er, und hat vermutlich Bestechungsgelder im Sinn. Doch die Antwort fällt ganz anders aus: Tu nichts für uns, sondern für dich – glaube an Jesus. Und dann erzählen sie ihnen von ihrem Glauben, von ihrem Glauben, der frei macht, frei zum Beten und Singen, frei von übergroßer Angst, frei von dem nur Sorgen und Kreisen um sich selbst. Und tatsächlich entsteht beim dem Gefängnisaufseher Glaube. Er lässt sich taufen.

Und durch seinen Glauben verändert sich etwas, auch er hat plötzlich seine Mitmenschen im Blick. Er kümmert sich um Paulus und Silas, versorgt ihre Wunden und lädt sie sogar in sein Haus ein. Der Glaube an Jesus hat ihn zu neuem Handeln und zur Nächstenliebe befreit. Plötzlich besteht eine Verbindung zwischen dem Aufseher und Paulus und Silas. Der Glaube an Jesus Christus überwindet alles Trennende.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, auch wenn eure Glaubensgeschichte anders aussieht als die vom Gefängnisaufseher, anders als die von Paulus und Silas, wünsche ich euch einen Glauben, der euch befreit, der euch Mut schenkt und euren Blick weitet. Einen Glauben, der alles Trennende überwindet, der euch durch schwere Zeiten hindurchträgt und der Zweifel zulässt und überwindet. Möge Gott euch in eurem Leben immer wieder neu begegnen und euch Momente schenken, in denen ihr ihn besonders spürt.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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